kleineEngelfigurimSchnee 314pixDiese beiden bärtigen Männer könnten Brüder sein, so ähnlich schauten sie sich.

Aber jetzt musste erst mal das Engelchen versorgt werden. Sein Kleidchen und seine Engelsflügel waren in einem jämmerlichen Zustand. Der Bartl holte sein Nähzeug und flickte das Kleidchen notdürftig zusammen, darin war er trotz seiner klobigen Finger sehr geschickt. Und dann nahm er das Engelchen auf seinen Schoß und befühlte die Flügel. Gebrochen war nichts. Gott sei Dank!  Oder, dem Adler Hansl sei Dank, er hat da wirklich gut aufgepasst, mit seinen riesigen Krallen.

Der Bartl konnte sehr gut Gelenke einrenken, das musste er immer wieder einmal bei seinen Schafen tun. Er nahm das Flügelchen sehr vorsichtig in seine großen Hände und streichelte ganz langsam die Federn aus, zupfte hier ein bisserl und dort ein wenig die Federn wieder gerade. Dann fühlte er noch die Schulterblätter, dort wo die Engelsflügel herausgewachsen sind, ob hier was verhakt war.

Bartl sagte zum Engelchen: „So du kleiner Spatz, jetzt bewege mal ganz vorsichtig deine rosa Flügel, ob du sie schon wieder bewegen kannst“.  Und das tat das Engelchen auch. Es bewegte ganz vorsichtig seine Schulterblätter, hob seine Arme in die Höhe und versuchte einen leichten Flugversuch. Das ging so leicht und flockig, dass das Engelchen schon an der Zimmerdecke anstieß. „Na, na“, sagte der Nikolaus, „nicht gar so stürmisch du kleiner Spatz, sonst sind deine Federn gleich wieder in Unordnung. -  Na, das sieht schon wieder ganz gut aus“!

„Dann können wir ja wieder nach Hause reisen, die Rentiere warten schon drauf. Und das Christkindl auch“. Dann schaute der Nikolaus den Hirten Bartl an fragte ihn: „Sag mal Bartl möchtest du Weihnachten mal bei uns oben, in der Weihnachtsstube mit der ganzen Engelsschar verbringen? Dann wärst du heute Abend nicht so alleine?“

Der Bartl kratzte sich wieder hinter seinen Ohren, so konnte er wahrscheinlich besser denken! „Mit dir und deinem Schlitten? Hast du denn noch Platz für mich“? – „Na du hast wohl vergessen, dass ich der Nikolaus bin! Und mein Schlitten wird immer größer und länger, je nachdem wie viel Gepäck in einlade“. Hohoho, lachte der Nikolaus.  „Kannst du dich denn nicht mehr daran erinnern, dass du als kleiner Bub mit mir mal mitgefahren bist? Damals als du mit deinem Opa hier auf der Hütte tief eingeschneit warst.  Da haben wir dich und deinen Opa in das Tal hinuntergefahren. Sonst wäret ihr daheroben erfroren“.

Jetzt ging dem Bartl ein ganzer Wald voller Lichter auf, daher kannte er den Mann, der als Nikolaus vor ihm stand. NATÜRLICH! Damals war er mit seinem Opa hier in der Hütte so tief eingeschneit worden, dass sie nicht mehr ins Tal runter gehen konnten. Diese Schlittenfahrt mit dem Nikolaus und seinem Opa; wie konnte er das nur vergessen? Nun ja, da sind ja auch schon einige Jahrzehnte vergangen. Der Bartl ist heute 70 Jahre alt.

Der Bartl freute sich, wie ein kleiner Bub und sprang sofort auf den Schlitten, zuvor begrüßte er die Rentiere, mit einem dicken Klatscher auf ihre Rücken. Darauf hatten sie schon gewartet. Das Engelchen und der Nikolaus saßen bereits im Schlitten. Bevor es mit der Heimreise losging, hatte sich das Engelchen noch ganz doll beim Steinadler bedankt, und auf seinen Federkleid etwas Sternenstaub hinterlassen.

Der Hansl durfte über Nacht in seinem alten Adlergehege bleiben. Der Bartl lies sein Gehege immer offen, für den Fall, dass der Hansl mal oben auf der Alm bleiben wollte. Und heute wollte der Steinadler sehr gerne in seinem Adlergehege die Nacht verbringen. Der Tag war doch sehr aufregend für den alten Adler gewesen. Und hier auf Bartls-Alm fühlte er sich immer wohl und er konnte sich hier gut erholen.

In schöne warme Decken eingewickelt ging die Fahrt nun über die Berge immer höher und höher hinauf in den klaren Winter-Nachthimmel. Die Rentiere flogen der Milchstraße entgegen und fuhren dann auf ihr entlang bis zum Weihnachtstern. Hier landete der Rentierschlitten ganz vorsichtig mit seiner wertvollen Fracht. Dem gefallenen-geretteten kleinen Weihnachtsengel mit seinen rosa Flügeln. Dem Bartl, dem Nikolaus und seinen Helferengeln, ohne die der Nikolaus nie unterwegs ist.  

Auf dem Weihnachtsstern wurden sie mit  großer Freude und vielen Lichtersternchen begrüßt. Und das kleine Engelchen musste ganz genau erzählen, was es erlebt hatte, auf ihrer abenteuerlichen Reise über die Wolken hopp, hopp, hopp hinab zur Erde.