Bartl kam sofort an die Tür, als er das Klopfzeichen seines Freundes, dem Steinadler hörte.
"Ja Hansl, was machst du denn heute da heroben, bei dieser Kälte und im tiefen Schnee?" Der Steinadler hüpfte in Richtung des Engelchens und der Bartl folgte ihm sogleich, weil er erkannte, dass ihm der Adler etwas zeigen wollte.
Der Hirte konnte den kleinen weißen Engel im tiefen Schnee nicht sehen. Der Adler hüpfte dorthin, wo er das Engelchen abgesetzt hatte. Jetzt sah der Bartl eine kleine Mulde, und darin lag das Engelchen, mit seinem gestauchten Flügeln.
Bartl erkannte sofort, was hier passiert war. Er stapfte durch den tiefen Schnee zum Engelchen, und hob es mit seinen riesigen Händen auf. Trug es in die Hütte. Der Adler folgte dem Hirten in die Stube. Das machte er immer, wenn er den Bartl besuchte und draußen schlechtes Wetter war.
Unser kleiner Engel hatte noch nie mit Menschen zu tun, deshalb war es noch ängstlicher als zuvor. Der Bartl sah aber auch ziemlich wild aus. Er hatte ein großes Schaffell über seinen Schultern, gegen die Kälte. Auf seinem Kopf trug einen großen grauen Filzhut, den er tief in die Stirn gezogen hatte. Sein großer langer Rauschebart, fühlte sich auch nicht gerade weich an.
Der Hirte sprach mit seiner rauen Stimme sehr liebevoll mit dem Engelchen, so dass es bald Vertrauen zum Bartl hatte. Und die Stimme klang so ähnlich, wie die vom Nikolaus. Auch sah er ihm mit seinem Rauschebart sehr ähnlich. Nur, der Bart vom Bartl, hatte eine andere Farbe, er war nicht so schön weiß und weich, wie der vom Nikolaus.
Das Engelchen fühlte sich bald sehr wohl in der warmen Stube. Und es erzählte dem Hirten dann auch, was ihm passiert war, und dass der Adler ihm sein Engelsleben gerettet hatte.
Sie überlegten gemeinsam, wie das Engelchen wieder in den Himmel zurückkommen konnte. Da war guter Rat teuer. Und wie sie gerade so zu dritt überlegten, klopfte es schon wieder an die Hüttentür.
Der Bartl runzelte die Stirn, in noch mehr Falten. Der Steinadler Hansl hüpfte neben dem Bartl zur Tür. Bartl öffnete die Tür. Und - Ja - wer stand denn da draußen in der Eiseskälte???
Der Nikolaus mit seinem Schlitten und seinen Rentieren?
Im Himmel droben hatte doch jemand den Absturz vom Engelchen beobachtet und sofort Alarm ausgelöst. Der Nikolaus nahm gleich sein Himmelsgefährt, den Schlitten mit seinen Rentieren und rief seine Helferengel zusammen. Sie machten sich auf die Suche nach dem abgestürzten Engelchen mit den rosa Flügeln. Sie sahen gerade noch wie der Adler den Engel mit seinen Krallen auffangen konnte und wo er damit landete.
Bei der Almhütte vom Hirten Bartl, war noch nie so viel los gewesen, wie heute. Der Bartl kratzte sich hinter seinen Ohren … und schaute den Nikolaus verdutzt an.
Irgendwie kam er ihm bekannt vor. Klar, er war der Nikolaus, den kannte man natürlich, aber dennoch war es etwas anderes, an das er sich erinnern wollte. Er kam aber nicht gleich drauf.