kleineEngelfigurimSchnee 314pixEin gefallenes Engelchen  eine Geschichte von der Traumfee Alissja

Ein kleines Engelchen, ließ sich gerade auf einer Wolke nieder, um sich im Weihnachts-Wolkenhimmel umzusehen und Pause zu machen.

Es war so schön hier auf dieser Wolke. So ein toller Aussichts-Platz. Hier konnte es ganz weit in den Wolkenhimmel hinein und hinaus sehen. Das kleine Engelchen mit den rosa Flügeln lehnte sich weit nach vorne, um besser zu den unteren Wolken sehen zu können - auf der gerade andere Engel zum Ausruhen landeten. Als es sich zu weit nach vorne beugte, um mehr zu sehen, begann die Wolke sich zu kippeln. Das Engelchen rutschte von ihrem Platz auf ihrer Wolke nach vorne und die Wolke geriet immer mehr ins Schwanken und Schaukeln.

Es war eine gefährliche Situation für unser kleines Weihnachtsengelchen. Weil es immer neugieriger wurde, was die anderen Engel auf der Wolke dort unten so tun, rutschte es immer näher an den Wolkenrand. Sie sangen gerade ihre neuen Weihnachts-Lieder. Die waren so schön und das kleine Engelchen kannte sie noch nicht, deshalb war es auch so unvorsichtig auf ihrer Wolke.

Und schon war es passiert! Es rutschte ab und fiel auf die untere Wolke direkt unter ihr. Die anderen Weihnachtsengel bemerkten nichts davon, weil sie mit dem Singen der neuen Weihnachtslieder beschäftigt waren.

Unser Engelchen rutschte, wie auf einer Wolkenrutschbahn, von einer Wolke zur anderen. Hopp, hopp, hopp, wie auf einer Treppe, ging es nun immer schneller hinunter. Es konnte sich nicht mehr halten - immer tiefer und tiefer in Richtung Erde hinunter. Je näher sie der Erde kam, um so rutschiger wurden die Wolken, weil sie voller Eis und Schnee waren. Dort, wo das Engelchen gerade über die Wolken nach unten rutschte, war Winter auf der Erde und es schneite.

Es war so erschrocken darüber, dass es vergaß seine Flügelchen zu nutzen.  Unser kleines Weihnachtsengelchen war vor Angst, ganz starr. Es ist wie bei uns Menschen auch. Wenn wir furchtbar Angst haben, sind wir auch Handlungsunfähig. Das Gleiche passierte jetzt mit den kleinen Engelchen mit den rosa Flügeln.

Oje! Es rutsche immer schneller und schneller, von einer Wolke zur anderen - immer tiefer und tiefer zur Erde hinunter. Und keiner im Himmel bemerkte etwas davon, weil alle mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt waren.

Nur einer beobachtete das Engelchen schon eine ganze Weile. Ein großer Vogel war es. Er flog gerade über den bayrischen Alpen, über dem Geigelstein. Dort war er zu Hause und hier war sein Revier. Er suchte nach Beute, und er war ziemlich weit oben - fast so hoch, wie die Engelswolken am Himmel.

Dieser große Vogel, war ein Steinadler. Und wie er gerade wieder seine Kreise immer höher und höher zog, sah er plötzlich etwas von einer Wolke herunterrutschen. Er sah genauer hin und erkannte, es war ein Engelchen, das nun in großer Gefahr war. Durch seine Schockstarre konnte das Himmelswesen nicht mehr fliegen.

Der Adler lies das Engelchen nicht mehr aus den Augen. Er beobachtete es und überlegte blitzschnell, wie er dem Engelchen helfen konnte. Wenn er unter das Engelchen flog, damit es auf seinem Rücken landen konnte, könnte es durch den Aufprall weit weggeschleudert werden. Und mit dem Krallen fangen – war genauso gefährlich.


 

 

 

 

 

 

kleineEngelfigurimSchnee 314pixEr überlegte nicht mehr lange, dazu hatte er keine Zeit mehr. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das Engelchen mit seinen Krallen aufzufangen. Er war sehr geschickt im Beute jagen, aber im Flug einen kleinen Engel zu greifen, das war schon eine große Herausforderung für unseren Steinadler. Er war ein alter und flugerfahrener großer Greifvogel. Er hatte nur einen Versuch und der musste erfolgreich sein. Sonst würde sich das kleine Engelchen schwer verletzen - sich seine Flügelchen brechen - so dass es nicht mehr fliegen, und auch nicht mehr zu seiner Wolke zurückkehren könnte.

Jetzt hatte unser Steinadler eine große Aufgabe zu erledigen.

Er flog immer kleinere Kreise um das Engelchen herum, bis er in gleicher Höhe mit ihm war. Es gab nur einen einzigen Versuch! Zu mehr hatte der Adler und der kleine Engel keine Zeit mehr. Die Erdanziehungskraft hatte das Engelchen bereits erreicht. Es purzelte immer schneller und tiefer.

Jetzt hatte sich der Steinadler soweit dem Engelchen genähert - jetzt - oder nie. Und - JETZT flog er ganz vorsichtig und pfeilschnell auf das Engelchen zu und spreizte seine Krallen, und erfasste das flatternde Kleidchen des Engelchens. Oh je ... so ein dünnes leichtes Kleidchen, hoffentlich hält es. Der Adler konnte mit seiner „Beute“ nicht auf der Erde landen - da die Gefahr bestand, dass die Krallen sich zu fest in das Engelchen bohrten.

Was sollte er tun? Er überlegte und kreiste abwärts in Richtung Erde - bis er endlich eine gute Idee hatte. Das dauerte nur eine Sekunde lang.

Er sah nach unten auf die Bergwelt - es war Winter - und überall lag tiefer Schnee. Das war eine gute Möglichkeit. Ja so würde es gehen. Er suchte sich eine große freie Fläche mit viel Schnee aus, und kreiste weiter in immer kleineren Kreisen, immer tiefer und tiefer zur Erde hinunter.

Das Engelchen hatte sich furchtbar erschrocken, als es von einer Wolke zur anderen herunterrutsche und dann ins Freie purzelte. Es hatte vor lauter Angst die Augen fest geschlossen und wollte lieber nicht sehen, was nun passierte. Als sie plötzlich von riesigen Krallen aufgefangen wurde, hatte es sich noch mehr erschrocken. Der Adler sprach mit dem Engelchen, und sagte zu ihm, es soll sich ohne Angst von ihm tragen lassen. Er würde es in den weichen Schnee setzen. So konnte dem Engelchen nicht so viel passieren.

Dem Adler ist ein sehr guter Gedanke gekommen. Er kannte hier heroben einen Hirten, der zur Weihnachtszeit immer auf seiner Alm blieb, weil er die Stillezeit hier in den Bergen liebte. Dort wollte er das Engelchen hinbringen.

Er ließ es ganz langsam in den weichen Schnee fallen. Es beruhigte sich sehr schnell, weil der Schnee so schön weich war, wie die Wolken auch. Der Adler sagte zum Engelchen, dass er jetzt Hilfe holen würde. Er erzählte vom Hirten Bartl, der sehr lieb war, und den Adler einmal gesundpflegte, als er sich einen Flügel gebrochen hatte.

Der Steinadler hatte das Engelchen in die Nähe der Almhütte in den Schnee gesetzt. Das Engelchen erholte sich währenddessen etwas von seiner Angst. Der Adler hüpfte zur Hütte und klopfte mit seinem Schnabel an die Hüttentür. Er klopfte 3 x und noch 3 x. Das was das Zeichen, das ihm der Hirte einmal gelernt hatte.

 


 

 

 

 

 

 

kleineEngelfigurimSchnee 314pixBartl kam sofort an die Tür, als er das Klopfzeichen seines Freundes, dem Steinadler hörte.

"Ja Hansl, was machst du denn heute da heroben, bei dieser Kälte und im tiefen Schnee?" Der Steinadler hüpfte in Richtung des Engelchens und der Bartl folgte ihm sogleich, weil er erkannte, dass ihm der Adler etwas zeigen wollte.

Der Hirte konnte den kleinen weißen Engel im tiefen Schnee nicht sehen. Der Adler hüpfte dorthin, wo er das Engelchen abgesetzt hatte.  Jetzt sah der Bartl eine kleine Mulde, und darin lag das Engelchen, mit seinem gestauchten Flügeln.

Bartl erkannte sofort, was hier passiert war. Er stapfte durch den tiefen Schnee zum Engelchen, und hob es mit seinen riesigen Händen auf. Trug es in die Hütte. Der Adler folgte dem Hirten in die Stube. Das machte er immer, wenn er den Bartl besuchte und draußen schlechtes Wetter war.

Unser kleiner Engel hatte noch nie mit Menschen zu tun, deshalb war es noch ängstlicher als zuvor. Der Bartl sah aber auch ziemlich wild aus. Er hatte ein großes Schaffell über seinen Schultern, gegen die Kälte. Auf seinem Kopf trug einen großen grauen Filzhut, den er tief in die Stirn gezogen hatte. Sein großer langer Rauschebart, fühlte sich auch nicht gerade weich an.

Der Hirte sprach mit seiner rauen Stimme sehr liebevoll mit dem Engelchen, so dass es bald Vertrauen zum Bartl hatte. Und die Stimme klang so ähnlich, wie die vom Nikolaus. Auch sah er ihm mit seinem Rauschebart sehr ähnlich. Nur, der Bart vom Bartl, hatte eine andere Farbe, er war nicht so schön weiß und weich, wie der vom Nikolaus.   

Das Engelchen fühlte sich bald sehr wohl in der warmen Stube. Und es erzählte dem Hirten dann auch, was ihm passiert war, und dass der Adler ihm sein Engelsleben gerettet hatte.

Sie überlegten gemeinsam, wie das Engelchen wieder in den Himmel zurückkommen konnte. Da war guter Rat teuer. Und wie sie gerade so zu dritt überlegten, klopfte es schon wieder an die Hüttentür.

Der Bartl runzelte die Stirn, in noch mehr Falten. Der Steinadler Hansl hüpfte neben dem Bartl zur Tür. Bartl öffnete die Tür.  Und - Ja - wer stand denn da draußen in der Eiseskälte???

Der Nikolaus mit seinem Schlitten und seinen Rentieren?

Im Himmel droben hatte doch jemand den Absturz vom Engelchen beobachtet und sofort Alarm ausgelöst. Der Nikolaus nahm gleich sein Himmelsgefährt, den Schlitten mit seinen Rentieren und rief seine Helferengel zusammen. Sie machten sich auf die Suche nach dem abgestürzten Engelchen mit den rosa Flügeln. Sie sahen gerade noch wie der Adler den Engel mit seinen Krallen auffangen konnte und wo er damit landete.

Bei der Almhütte vom Hirten Bartl, war noch nie so viel los gewesen, wie heute. Der Bartl kratzte sich hinter seinen Ohren … und schaute den Nikolaus verdutzt an.

Irgendwie kam er ihm bekannt vor.  Klar, er war der Nikolaus, den kannte man natürlich, aber dennoch war es etwas anderes, an das er sich erinnern wollte. Er kam aber nicht gleich drauf.


 

 

 

 

 

 

kleineEngelfigurimSchnee 314pixDiese beiden bärtigen Männer könnten Brüder sein, so ähnlich schauten sie sich.

Aber jetzt musste erst mal das Engelchen versorgt werden. Sein Kleidchen und seine Engelsflügel waren in einem jämmerlichen Zustand. Der Bartl holte sein Nähzeug und flickte das Kleidchen notdürftig zusammen, darin war er trotz seiner klobigen Finger sehr geschickt. Und dann nahm er das Engelchen auf seinen Schoß und befühlte die Flügel. Gebrochen war nichts. Gott sei Dank!  Oder, dem Adler Hansl sei Dank, er hat da wirklich gut aufgepasst, mit seinen riesigen Krallen.

Der Bartl konnte sehr gut Gelenke einrenken, das musste er immer wieder einmal bei seinen Schafen tun. Er nahm das Flügelchen sehr vorsichtig in seine großen Hände und streichelte ganz langsam die Federn aus, zupfte hier ein bisserl und dort ein wenig die Federn wieder gerade. Dann fühlte er noch die Schulterblätter, dort wo die Engelsflügel herausgewachsen sind, ob hier was verhakt war.

Bartl sagte zum Engelchen: „So du kleiner Spatz, jetzt bewege mal ganz vorsichtig deine rosa Flügel, ob du sie schon wieder bewegen kannst“.  Und das tat das Engelchen auch. Es bewegte ganz vorsichtig seine Schulterblätter, hob seine Arme in die Höhe und versuchte einen leichten Flugversuch. Das ging so leicht und flockig, dass das Engelchen schon an der Zimmerdecke anstieß. „Na, na“, sagte der Nikolaus, „nicht gar so stürmisch du kleiner Spatz, sonst sind deine Federn gleich wieder in Unordnung. -  Na, das sieht schon wieder ganz gut aus“!

„Dann können wir ja wieder nach Hause reisen, die Rentiere warten schon drauf. Und das Christkindl auch“. Dann schaute der Nikolaus den Hirten Bartl an fragte ihn: „Sag mal Bartl möchtest du Weihnachten mal bei uns oben, in der Weihnachtsstube mit der ganzen Engelsschar verbringen? Dann wärst du heute Abend nicht so alleine?“

Der Bartl kratzte sich wieder hinter seinen Ohren, so konnte er wahrscheinlich besser denken! „Mit dir und deinem Schlitten? Hast du denn noch Platz für mich“? – „Na du hast wohl vergessen, dass ich der Nikolaus bin! Und mein Schlitten wird immer größer und länger, je nachdem wie viel Gepäck in einlade“. Hohoho, lachte der Nikolaus.  „Kannst du dich denn nicht mehr daran erinnern, dass du als kleiner Bub mit mir mal mitgefahren bist? Damals als du mit deinem Opa hier auf der Hütte tief eingeschneit warst.  Da haben wir dich und deinen Opa in das Tal hinuntergefahren. Sonst wäret ihr daheroben erfroren“.

Jetzt ging dem Bartl ein ganzer Wald voller Lichter auf, daher kannte er den Mann, der als Nikolaus vor ihm stand. NATÜRLICH! Damals war er mit seinem Opa hier in der Hütte so tief eingeschneit worden, dass sie nicht mehr ins Tal runter gehen konnten. Diese Schlittenfahrt mit dem Nikolaus und seinem Opa; wie konnte er das nur vergessen? Nun ja, da sind ja auch schon einige Jahrzehnte vergangen. Der Bartl ist heute 70 Jahre alt.

Der Bartl freute sich, wie ein kleiner Bub und sprang sofort auf den Schlitten, zuvor begrüßte er die Rentiere, mit einem dicken Klatscher auf ihre Rücken. Darauf hatten sie schon gewartet. Das Engelchen und der Nikolaus saßen bereits im Schlitten. Bevor es mit der Heimreise losging, hatte sich das Engelchen noch ganz doll beim Steinadler bedankt, und auf seinen Federkleid etwas Sternenstaub hinterlassen.

Der Hansl durfte über Nacht in seinem alten Adlergehege bleiben. Der Bartl lies sein Gehege immer offen, für den Fall, dass der Hansl mal oben auf der Alm bleiben wollte. Und heute wollte der Steinadler sehr gerne in seinem Adlergehege die Nacht verbringen. Der Tag war doch sehr aufregend für den alten Adler gewesen. Und hier auf Bartls-Alm fühlte er sich immer wohl und er konnte sich hier gut erholen.

In schöne warme Decken eingewickelt ging die Fahrt nun über die Berge immer höher und höher hinauf in den klaren Winter-Nachthimmel. Die Rentiere flogen der Milchstraße entgegen und fuhren dann auf ihr entlang bis zum Weihnachtstern. Hier landete der Rentierschlitten ganz vorsichtig mit seiner wertvollen Fracht. Dem gefallenen-geretteten kleinen Weihnachtsengel mit seinen rosa Flügeln. Dem Bartl, dem Nikolaus und seinen Helferengeln, ohne die der Nikolaus nie unterwegs ist.  

Auf dem Weihnachtsstern wurden sie mit  großer Freude und vielen Lichtersternchen begrüßt. Und das kleine Engelchen musste ganz genau erzählen, was es erlebt hatte, auf ihrer abenteuerlichen Reise über die Wolken hopp, hopp, hopp hinab zur Erde.